Heute morgen ist es bei dem mostly geblieben und ich hatte tatsächlich Rückenwind. Der konnte mich zwar nicht die Steigung hinauf tragen und auch das Tal hatte noch nichts an Schönheit gewonnen, aber es rollte erheblich besser als am Tag zuvor. Und da mich der Weg zurück zur alten Route am Flußlauf des Moriston entlang fast durchgehend abwärts fahren ließ, war ich zur Mittagszeit bereit, um endlich mal ein vernünftiges Foto von Nessie für die Menschheit zu machen. Aber obwohl ich die Kamera immer griffbereit hatte, ließ sich das Vieh nicht sehen. Dafür musste Urquhart Castle am Loch Ness Modell stehen. Und da ich ja so gut voran gekommen war, nahm ich mir Inverness als Etappenziel ins Visier. Das hatte ich um kurz vor halb sieben auch erreicht, mit dem Gedanken morgen hier einen Ruhetag einzulegen. Nach zweieinhalb Stunden Suche, etlichen gefahrenen Kilometern in der Stadt und mehr als zwanzig Anfragen war es nicht möglich, ein Zimmer zu ergattern. Das einzig freie zu Anfang meiner Suche schien mir eindeutig zu teuer. Im nachhinein musste ich feststellen, dass Inverness völlig überlaufen und überteuert war. Ohne Abendessen, ohne Zimmer und völlig gefrustet entschloss ich mich, meine Suche auf meiner weiteren Route fortzusetzen, obwohl mir die Stadt wirklich gefiel. Auf der anderen Seite des Beauly Firth wurde ich in North Kessock fündig. Nicht viel günstiger, aber für einen weitere Fortsetzung der Suche war es einfach zu spät. Die Wirtin war dann so nett, mir noch ein kleines Menü zusammen zu basteln, obwohl die Küche schon geschlossen hatte. Die Etappe war mit 138 km bisher die Längste. W4.24791 N57.50163
Author Archives: Schlums
Das ist ‘mostly’ so
Heute bin ich von meiner eigentlichen Fahrtrichtung abgewichen, um mir Eilean Donan Castle anzusehen. Auf der Straße in diese Richtung konnte man etwas ruhiger fahren als gestern, obwohl mich dort mal wieder eine lange Steigung erwartete. Ich glaube, dass Aussichtspunkte auf der Karte erst einmal kein gutes Zeichen für Radfahrer bedeuten. Aber nach dem schönen Ausblick und der ebenso schönen Abfahrt erwartete mich an der nächsten Abzweigung ein eintöniges Tal entlang des Loch Cluanie mit einem aufgestauten See, dass wohl selbst die Einheimischen nicht mögen. Im gesamten Tal gab es eine Anhöhe mit drei Gebäuden und am Ausgang eine Kneipe mit Tankstelle, die äußerlich einen doch heruntergekommenen Eindruck hinterließ. Aber das Unangenehmste war für mich der Wind, der aus Richtung Meer, also mir entgegen, herein wehte. Also hatte ich für die abschließenden 45 km Gegenwind, der mich selbst auf der Abfahrt fast stillstehen ließ. Nach Auskunft hiesiger Bewohner ist das wohl mostly so. Dann bin ich mal gespannt, wie es denn auf der morgigen Rückfahrt so ist. Nach 92 km hatte ich das Castle erreicht. W5.51521 N57.27925
Herrliche Aussichten, Radfahrspaß gleich null
Auf der heutigen Fahrt durch die Glens gab es herrliche Aussichten ohne Ende. Jedes neue Tal zauberte eine andere Landschaft einen neuen See hervor. Da störten auch die ersten Schauer am Morgen, die vielen kleinen Mücken und die langen Steigungen nicht. Was den Spaß am Radfahren völlig verdarb, war der Fahrzeugverkehr auf der A82. Leider gab es keine Ausweichmöglichkeit und so fuhr ich neben/zwischen den Bussen, Wohnmobilen, Motorrädern und überholenden Pkw, dass ich manchmal Bedenken hatte, ich müsste doch den ‘low road’ nehmen, welcher im bereits zitierten Lied den Weg der verstorbenen Schotten den Weg in die Heimat darstellt. Und da bin ich gedanklich im Tal ‘Glencoe’ angekommen, durch das mich mein heutiger Weg führte. In diesem wunderschönen Tal hat im siebzehnten Jahrhundert ein Massaker auf geheiß des britischen Königs stattgefunden, bei dem ein kompletter schottischer Clan ausgelöscht wurde. Da ich aber weder Probleme mit der englischen Krone noch Kontakt mit einem stärkerem Fahrzeug hatte, konnte ich meine heutiger Tour nach 100 Kilometern in Spean Bridge beenden. W4.92174 N56.89098
I’ll take the high road
Damit ist in einem alten Lied über die bonnie banks (prächtige Ufer) of Loch Lomond der Weg der Lebenden gemeint. Und diesen Weg entlang des Forth and Clydecanals und danach am Fluss Leven aus Glasgow heraus konnte man wirklich genießen. Schönster Sonnenschein begleitete mich dann auch am Loch Lomond, den ich an der westlichen Seite in seiner vollen Länge passiert hatte. Da störten auch gelegentliche Regenschauer nicht weiter, da sie nur ein kurzes Gastspiel gaben. Zwischendurch waren die Klänge von Bagpipes zu hören, einmal begleitete ein Musiker ein frisch vermähltes Paar auf seinem Weg vom Standesamt zur Feier über mehrere hundert Meter. Nur klappte es am Schluss nicht so richtig mit der Suche nach der Unterkunft, da am Samstag einen Tag vor Vatertag das meiste ausgebucht war. Daher musste ich noch eine Steigung zum Ende drauflegen und habe nach 96km in Crianlarich unterhalb des Berges Ben More, der mit der1174m einer der höchsten Schottlands ist und auf dem noch einige Klekse Schnee lagen, die Tagesetappe beendet.W4.61889 N56.39325
Kurs geändert
Ich habe mir kurzfristig überlegt, die Route zu ändern, aber das Ziel nicht aus den Augen verloren. Anstatt wie geplant von Moffat in Richtung Edinburgh zu fahren, habe ich jetzt Kurs auf Glasgow genommen. Dann hebe ich mir Edinburgh für den Schluss auf. Da ich diese Strecke aber nicht vorgeplant hatte, musste ich auf die Routenführung aus einem keinen Büchlein zurückgreifen, das ich mir im Vorfeld gekauft hatte. Den Weg zu finden war nicht schwer, nur wurde ich fast den ganzen Tag von der parallel laufenden Autobahn beschallt, wenn auch der Fahrzeugverkehr dadurch erheblich reduziert war. Da freue ich mich doch wieder auf die Ruhe des Hochlandes. Nach 101 km hat ich in Glasgow meine Unterkunft gefunden. W4.26617 N55.86718
Willkommen in Schottland
Auf den ersten 28 Kilometern ging es mal wieder schön bergauf, da ich ja auch von Keswick aus dem Lakeland heraus musste. Nach einer Fahrt durch eine Schaf- und Rinderwiese auf einer Höhe von 400m lief es dann aber bis zum Schluss des Tages zwar nicht ganz eben, aber gemächlich dahin. Über Carlisle, das wohl die letzte Bastion der Römer vor den bösen Schotten war, habe ich kurz vor Gredna Green die Grenze nach Schottland überquert. In Gredna Green wird immer noch geheiratet wurde, obwohl die Zeiten der flüchtigen Jugendlichen vor ihren Eltern doch vorbei ist. Für die, die es nicht wussten, durfte in Schottland ohne Einwilligung der Eltern geheiratet werden, obwohl man noch nicht volljährig war. Daher flüchteten viele junge Paare nach Gredna Green. Danach gab es nicht viel sehenswertes, daher ging die Fahrt bis nach Moffat, das ich nach 118 Kilometern erreicht hatte. Hier wollte ich mir am Abend das Eröffnungsspiel der WM ansehen. Ich fand auch eine Sportsbar, doch nebenan saßen vier schottische Barden mit Gitarren und Fidel, bei denen es weit mehr Spaß machte zuzuhören. W3.44361 N55.3318
Lake District
Heute wurde es wieder hügelig, aber es war besser zu bewältigen als das Auf und Ab in Cornwell. Spätestens ab Windermere in Umbrien war ich mitten im Lake Destrict, in dem sich die höchsten Berge Englands befinden. Immer wieder ging es an den Seen durch schöne Orte, die natürlich auch von Touries überlaufen waren. Trotzdem gab es genügende Momente zum Verweilen und Fotografieren. Das hielt zwar ein wenig auf, kann ich mir aber wohl aufgrund meines Zeitbudget erlauben. Ich habe am Spätnachmittag in Keswick bei schönstem Sonnenschein meine Tagesetappe mit 72 gefahrenen Kilometern beendet. W3.13687 N54.59968
Morgen werde ich wohl Schottland erreichen.
Einen großen Glückwunsch an Nannette und Oliver
Ereignislos
Wenn es denn auf der Straße gut läuft, bleibt das Nebenher auch mal reisetechnisch ohne große Aufreger. Bei schönem Wetter ging es locker durch den Hafen hinaus aus Liverpool und die Kilometer addierten sich nur einer nach dem anderen auf dem Tacho. In Southport bin ich dann eine Weile auf dem Coastway gefahrenund in Lancaster hatte ich das ‘Century’ (100Km) geschafft. Zum Verweilen lud Lancaster aber nicht wirklich ein. Das Castle war bis 2011 ein Knast und in der Stadt waren die Leute nach meinem Empfinden doch sehr unfreundlich. Nach Sonnenschein am Morgen zog es zum Abend auch am Himmel zu und so habe ich mir in Burton-in-Kandel nach 120 km eine Unterkunft gesucht. Gerade noch vor einem dicken Regenschauer. Natürlich nichts gegen das, was letzte Nacht bei euch herunter kam. W2.72167 N54.18102
Regen-, Ruhetag
Ruhetag? Diese Herumlauferei ist echt anstrengend. Mein erster Eindruck von Liverpool hat sich bestätigt. Es gibt ein paar schöne Ecken, doch das meiste der Innenstadt ist eine große Einkaufsmeile. Allerdings gibt es ein paar interessante Museen, die meisten davon mit freiem Eintritt. Und das musste ich bei grauem Regenwetter ausnutzen. Erst am späten Nachmittag klarte es auf und es wurde noch angenehm.