Heute fahre ich wieder nach Hause. Ich fahre mit der britischen Railway über London nach Harwich. Von dort nehme ich heute Abend die Nachtfähre nach Hoek van Holland. Morgen früh geht es dann mit dem Zug über Amsterdam nach Hause. Damit möchte ich mich von dieser Reise mit meinen Berichten verabschieden. Vielleicht schaut ihr später mal wieder auf diesen Blog, da ich ja noch weitere Fotos online stelle. Bis bald. Euer Volker
Edinburgh’s Geschichten
Nicht nur, dass im Bereich des Grassmarket die Serienmörder Burke und Hare in den Jahren 1827/28 ihr Unwesen trieben. Sie brachten mindestens 16 Menschen um und verkauften ihre Leichen zur Obduktion an den Wissenschaftler Robert Knox, der nicht nach der Herkunft der Leichen fragte. Nein, fast jede Kneipe, jeder Winkel und jedes Haus hat seine eigene, manchmal dunkle Geschichte. Nicht jede steht auf dem Grassmarket. So befindet sich ‘The Worlds End’ auf der Royal Mile, die zwischen dem Castle und dem Palace of Hollyrood House, der Residenz der englischen Königin, verläuft. Dabei soll es sich bei der Royal Mile um eine schottische Meile handeln, die mit 1,8142 km deutlich länger ist als die englische. Ebenso auf der Mile ist die Kneipe ‘Deacon Brodie’s Tavern’ und das John Knox House, eines der ältesten Häuser Edinburghs aus dem 16.Jahrhundert. Weiter in Richtung Residenz befindet sich ein kleines Museum, das das Leben der einfachen Leute in Edinburgh zeigt. Das ‘The People’s Story Museum’ nimmt wie viele Museen keinen Eintritt und ist durchaus sehenswert.
Edinburgh’s Hunde
Diesmal war es keine Hundeattacke wie in Rumänien, die mich mit des Menschen besten Freundes in Berührung brachte. Nein, der erste beabsichtigte nach einem Bad im Fifth of Forth mich schwanzwedelnd und pudelnass vor Freude anzuspringen, was sein Frauchen aber noch verhinderte. Der zweite schaute mich mit großen Knopfaugen aus dem Wasser des Fifth of Forth heraus an, auch wenn er ein gutes Stück entfernt war und einer anderen Gattung zu zuordnen war. Dort gibt es nämlich Seehunde. Leider tauchte kein weiterer auf.
Ich hatte mich heute morgen mit dem Radel auf den Weg zur Eisenbahnbrücke über den Fifth gemacht, da sie durchaus fotogen aussieht, obwohl sie schon 1890 fertig gestellt wurde. Oder gerade deshalb. Dafür habe ich dann die 42 gefahrenen Kilometer in Kauf genommen.
Der dritte Hund, der mir heute begegnete, heißt Greyfriars Bobby, ist schon einige Jahre verstorben und ihn gibt es nur noch als Denkmal in Edinburgh. Aber seine Geschichte ist so schön, dass ich sie unter dem Foto seines Denkmals durchaus weitergeben möchte.
Nichts als Touristen knipsen
Heute habe ich mir erst einmal die Burg mit allem drum und dran angesehen. Ich habe auch einige Fotos geschossen, aber halt nicht mit dem Handy, um es hier zu posten. Wenn ich es mit der genügenden Geduld geschafft hatte, das Bild ohne posierende Damen und Herren jeglicher Nationalität auf die Speicherkarte meiner Canon zu bannen, ließ ich das Handy lieber in der Tasche. Nach einer kurzen Einkehr in den ‘Jolly Judge’, einer kleinen Kneipe in einem versteckten Winkel in der Nähe der Burg, und einem langen Bummel durch die Stadt, habe ich mir noch eine Stadtrundfahrt im Bus gegönnt. Ich nehme an, dass ich auch im Laufe des Tages auch einige Male im Weg gestanden habe oder durch’s Bild gelaufen bin. Manchmal habe ich mich entschuldigt. So gleicht sich halt alles aus.
Mal was Neues und dreiste Diebe
Beim Zugfahren ist es wohl wie beim Radeln. Manchmal fällt eine Strecke aus. Ich hatte während der Fahrt mehrfach Gelegenheit, die von mir verschmähte Strecke auf der A9 vom Zug aus in Augenschein zu nehmen. Sie verlief in vielen Abschnitten als einspurige Straße in jede Richtung, jedoch war ein sehr hohes Verkehrsaufkommen zu beobachten. Was dann aber beim Umsteigen in Perth passierte, war für mich neu. Wir saßen schon mit mehreren Passagieren im abfahrbereiten Zug, als ein Angestellter der British Railway zustieg und verkündete, dass dieser Zug ausfällt. Wir sollten bitte warten und er wollte uns gleich mitteilen, wie die Fahrt fortgesetzt wird. Nach einer Weile kam er zurück und forderte uns auf mit zu kommen, die Taxis warten vor dem Bahnhof. Trotz meines Hinweises auf das Fahrrad und dass ich genug Zeit hatte, um auf den nächsten Zug zu warten, bestand er auf den weiteren von ihm organisierten Ablauf. So bekam ich und mein Fahrrad ein Einzeltaxi nach Edinburgh. Nach dem Verladen meiner Utensilien beabsichtigte ich natürlich, wie zu Hause auf der rechten Seite einzusteigen. Doch der Taxifahrer bestand darauf, dass er doch selber fahren wollte.
In Edinburgh wurde ich tatsächlich das Opfer eines dreisten Diebstahls. Von leichtem Hunger geplagt, bestellte ich mir an einem Imbiss eine Portion Chips, die ich vor Ort an einem kleinen Bistrotisch verzehrte. Von der interessanten Kulisse überwältigt, galt es das ein oder andere Foto zu schießen, wenn nur nicht die herum stehenden Touristen stören würden. Also schnell aufgestanden, Kamera auslösen und weiter essen. Als mich umdrehte, saßen an meinem Platz vier Möven, hatten die Pommes zu Boden gerungen und frönten der Völlerei. Das war es dann wohl mit meinem Snack. Nach dem Einchecken im Hotel habe ich erst einmal einen Rundgang um die Burg gemacht und schon ein paar schöne Ecken entdeckt. Edinburgh gefällt mir auf Anhieb. W3.22110 N55.94663
Inverness – das Ende der Fahrradtour
Ich habe mich soeben entschlossen, meine Fahrradtour hier in Inverness zu beenden. Die weitere Route verlief auf der A9. Hier keine Autobahnbezeichnung, aber bei drei Versuchen aufzufahren, war sie so ausgebaut. Und alles ohne Seitenstreifen. Ich weiß natürlich nicht, wie lange es so aussieht. Nur war mir das zu gefährlich. Parallel verlaufende Strecken habe ich nicht gefunden oder waren nicht passierbar und auf meinem Hinweg wollte ich nicht zurückfahren. Also fahre ich morgen mit dem Zug nach Edinburgh. Und das schöne. Jetzt habe ich auf Anhieb ein Guesthaus gefunden, dass zwar einen etwas abgewrackten Eindruck macht, aber akzeptabel und für Inverness echt günstig ist. Vor einer Woche habe ich keinen Preis unter 80 £ gehört. Dieses kostet 35.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die auf diesen über 2000 gefahrenen Kilometern auf dem Fahrrad an mich gedacht und mitgelesen haben. Ich freue mich, keine Panne oder Unfall gehabt zu haben und werde in den kommenden Tagen noch ein wenig weiter berichten und ein paar Fotos posten. Eine Fotogalerie werde ich später auf diese Seite stellen. W4.22546 N57.47812
Delfine
Wettertechnisch fing es heute morgen an, wie es gestern aufgehört hat. Wind und kein richtiges vorankommen. Bis Dunrobin Castle zogen sich die ersten Kilometer endlos in die Länge. Da ich heute Abend am Chanonry Point Delphinbeobachtung eingeplant hatte, habe ich am Castle auf die Besichtigung verzichtet. Ich hätte mir gerne die Gärten angesehen, um eine gute Fotoposition zu bekommen, aber leider war im Eintrittspreis nur das Gesamtpaket zu bekommen. Den weiteren Weg habe ich dann mit einer Fähre abgekürzt, nur hatte die leider eine Verzögerung von einer Stunde wegen eines technischen Defektes. Gesehen habe ich die Delfine dann doch. Und nicht nur einmal und in strandnähe. Doch auch hier reicht natürlich nicht eine halbe Stunde, um zu guten Fotos zu kommen. Ein Stückchen weiter habe ich nach 96 gefahrenen und geschwommenen Kilometern in Avoch meine Etappe beendet. W4.16997 N57.56739
Der Whisky und der Wind
Ein ständiger Wechsel zwischen Sonne und Regen haben heute morgen nicht gerade die Radfahrlaune gesteigert. Ich bin aus diesem Grund aus den Regenklamotten nicht mehr heraus gekommen. Dazu kam noch ein eiskalter Wind, der von der Seite kam und ständig die Richtung wechselte. Da kam mir die Hinweistafel auf die Pulteney Destillery gerade recht und ich habe einen kleinen Besuch mit Führung in meine Zeitplanung eingeschoben. Leider wurde im Anschluss der Wind immer stärker und die Piste entlang der Küste welliger. Da mir gegen abend die Entfernung zur nächsten Stadt zu groß wurde, habe ich nach 86 km in Helmsdale die Tagesetappe. beendet. W3.65105 N58.11597
End2Ender
End2Ender darf sich hier jemand nennen, der die längste Stecke auf der britischen Insel vom Südwesten Cornwells in den Nordosten Schottlands oder umgekehrt zurückgelegt hat. Das Privileg habe ich ab heute. Die offizielle Entfernung beträgt 1406 km. Ich habe auf meiner jetzt zurückgelegten Strecke 1745 Kilometer gefahren. Eigentlich hatte ich geplant John O’Groats erst morgen zu erreichen. Allerdings waren meine drei englischen Freunde mir genug Motivation, ohne dass sie bewusst darauf eingewirkt hatten. Ich war früh am Nachmittag an meinem geplanten Etappenziel in Thurso und so habe ich die letzten 20 Meilen angehängt, um das Erreichen von John O’Groats nach heute gefahrenen 135 km gemeinsam zu feiern. Nur habe ich dies am Zielpunkt erst einmal alleine tun müssen, da die drei erst über eine Stunde nach mir eintrafen. Im Gegensatz zu den dreien ist meine Reise damit noch nicht beendet, denn es geht wieder südwärts in Richtung Edinburgh.
Für meine Heiterkeit sorgte heute kurz nach Verlassen des Crask Inn eine Warntafel mitten in den schottischen Highlands, die doch auf regen deutschen Besuch schließen lässt. Schaut mal auf das erste Foto. W3.07666 N58.62949
Crask Inn
Heute morgen habe ich noch ein Weilchen am Beauly Firth gesessen und auf das Wasser geschaut, aber wie am Loch Ness hat sich kein Wasserbewohner sehen lassen. Eigentlich ist die Chance zur Delphinbeobachtung in North Kessock recht hoch, doch ich hatte kein Glück. Also machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden. Das Ziel hatte ich schon ausgemacht. Mitten im Hochland gibt es ein kleines Inn. Der Ort besteht aus zwei Häusern. Eines davon ist die Kneipe mit Übernachtungsmöglichkeit. Auf dem Weg dorthin wurde ich an einer Steigung von einer Dreiergruppe überholt, allerdings legten sie an der nächsten Einkaufsmöglichkeiten einen Stopp ein und wurden nicht mehr gesehen. Obwohl das nicht ganz richtig ist. Eine Weile nach meinem Eintreffen traf ich sie im Barroom des Inn’s wieder. Das Crask Inn ist schon eine eigene Geschichte. Fernseher und Internet gibt es nicht. Pünktlich um 19:30 Uhr wird das Dinner serviert. Dafür gibt es einen eigenen Raum, in dem ca. 20 Leute Platz haben und der ausgebucht war. Der Wirt und seine Frau betreiben nicht nur Schafzucht, sondern führen auch eine gute Küche. Und zum Ende des abends gibt es nach ein paar Pints mit den drei Engländern und einem Amerikaner ein kleines Gewinnspiel, das mir die Wirtin auf deutsch erklärte. Der Chef des Hauses geht zum Einsammeln der Hühnereier. Wer die korrekte Anzahl tippt, bekommt einen Single Malt auf Kosten des Hauses. Das Ergebnis war das Gleiche, wie beim Delphinwatching. Kein Glück. Gefahrene Kilometer 101, Koordinaten W4.51201 N58.18653